Montag, 4. Februar 2013

Eine Türkin in Deutschland - Ein Baum ohne Wurzeln

VORWORT

Dieses Buch über mein Leben muss an die Öffentlichkeit, wie schade wäre es wenn ich mein Leben, welches ich liebe und womit ich mich leider stets befasse in einem Dateienspeicherort verstecken bleibt.

..Meine Mutter war eine alleinerziehende junge Türkin, die sich in Deutschland alles alleine aufgebaut hat. Ich hasse mich so sehr, wenn ich mit ihr streite! Sie hat dieses Biest nicht verdient denk ich mir immer über mich.
Nach dieser Veröffentlichung, werde ich wohl komplett aus meiner Familie verbannt! Mit meinem Verhalten und meiner Lebensart, wurde ich bisher wenigstens nur verachtet.
Ich weiß ehrlichgesagt nicht einmal für wen dieses Buch ist, aber eins weiß ich.
RAUS DAMIT!

Ich werde immer mit der Zeit weitere Kapitel posten!

Ich freue mich über euer Feedback !

Soona

KAPITEL 1
Hinter verschlossen Türen

Da lebten wir also in einem Dorf am Rande der Stadt.

Wenn man das Haus betrat indem wir wohnten, musste man erst einige Stufen empor steigen, um an unseren Flur zu gelangen. Man ging durch eine Türe im ersten Stock und stand in der Mitte eines langen Flures, den man nach rechts oder links gehen konnte. Die Gemeinschaftstoilette, welche für alle Bewohner des Flures gedacht war befand sich rechts am Ende des Ganges.

Der Flur war der perfekte Treff für uns Kinder.
Bis alle ins Bett gehörten, gehörte der Flur uns.

14 Türen und Zimmer, denn es waren alles nur Ein-Zimmer Wohnungen.
300 Deutsche Mark betrug damals die Monatsmiete.

Nicht zu fassen, wie liebevoll meine Mutter unseren Raum, eingerichtet hatte. Ein Doppelbett rechts hinten in der Ecke. Die hässliche Holzwohnwand wurde links an die Wand gestellt. Daneben war ein Fenster und die Wand längs zwischen dem Fenster und der Türe war die „Küche“ oder wohl eher die Kochnische.
Ich erinnere mich an ein Chromwaschbecken und eine Ablagefläche. Vermutlich hatten wir einen elektronischen Herd und im gesamten Raum herrschte immer Ordnung, dank meiner Mutter.

Türe Nr. 1

Ich muss sagen, ich bin nicht wie eine typische Türkin aufgewachsen. Oder so, wie man es sie für sich typisiert.
Unsere erste Wohnung war eine ein Zimmer Wohnung. Das waren sie alle hinter den Türen, des langen Flures. In diesen Zimmern, wohnten die verschiedensten Familien aber wenn ich mich jetzt dazu Ausdrücken muss, fällt mir ein, es waren nur Ausländer.
Gegenüber von mir lebte eine streng gläubige, für manche „typische“, Türkenfamilie. Die Mutter trägt ein Kopftuch, der Vater besuchte regelmäßig die Moschee und meine Freundin Hayat, deren Tochter, betete mit ihren Eltern 5 mal am Tag.
Wir hatten irre viel Spaß und Streit.
Ab dem Alten von etwa 5 Jahren schickten unsere Mütter uns regelmäßig in den Tante Emma Laden um die Ecke, um ihnen Zigaretten zu besorgen. Da die Verkäuferin uns schon kannte, bekamen wir auch welche verkauft. Am Anfang war es noch aufregend aber irgendwann langweilte es mich schon und mir kam mir die Idee: Ich gehe mit Geld in meiner Hosentasche in ein Geschäft, indem Eis verkauft wird. So konfrontierte ich meine Freundin Hayat mit der Situation „Ich kaufe mir jetzt ein Eis und behaupte, der Tante Emma Laden hatte keine Zigaretten mehr“
Dieses ängstliche -ich will auch- Heulgesicht meiner Freundin, habe ich danach schon öfters gesehen. Als wir diese Grenze überschritten hatten schmeckte das Eis riesig und wir lachten, wie es sich für Kinder gehörte. Von da an, tat sie alles was ich auch tat. Ich aß Waschmittelpulver und sie lag mit mir 3 Tage lang im Krankenhaus. Ich füllte Regenwasser, Sand und einen auseinander gerissenen Regenwurm in unsere leeren Kindercola Flaschen und bot es ihr zur Mutprobe an. Wir stoßen an und sie hat bestanden !
Täglich gab es Ärger von ihrer Mutter, dass sie ihren eigenen Kopf benutzen soll und so weiter. Aber wer hat da schon jemals drauf gehört.
Ihre Familie war eher sparsam an allem Möglichen und ich war ziemlich verwöhnt. Ich bekam wirklich alles was ich wollte. Ich dachte aber immer an meine alleinerziehende Mutter und deshalb wollte ich nicht alles was ich wollte. Hinzu musste ich auch alles mit Hayat teilen. Das hasste ich, das ließ uns gleich stellen und ich wollte der Boss sein.
Etwa mit 10 Jahren, begann sie ein Kopftuch zu tragen. Ich muss gestehen, ich hatte es schon schwer in meiner Schulzeit, aber sie hatte es schwerer als alle anderen. Ich erinnere mich an eine Lehrerin, die Hayat „Drecksarbeit“ verrichten ließ. Ein Beispiel: Die Lehrerin schnäuzte ihre Nase und versuchte mit einem Wurf ihr Rotztuch in den Eimer zu treffen. Fail! Das dumme Miststück hat es nicht geschafft und befahl meiner Freundin Hayat die in der hintersten Reihe saß, aufzustehen, vorzukommen und sich zu bücken um ihre Rotze in einem Tempotaschentuch zu fassen und zum Eimer zu heben. Ich hab mich natürlich sofort eingemischt und meiner bereits schluchzenden und weinenden Freundin befohlen, dass sie es nicht machen soll. Aber ihre Angst, vor der schreienden Lehrerin war leider größer.
Manchmal, wenn ich mal zur Gebetszeit vor Ort war betete ich mit. Auch die Moschee, besuchte ich, wenn Hayat mich fragte ob ich sie begleite.
Dennoch war ich ziemlich unpassend frech und erinnere mich, eine Unterrichtsstunde der Arabischen Schrift auf den Arm genommen zu haben. Die hochartigen Kinder haben sich womöglich das erste mal in ihrem Unterricht amüsiert, wovon vom Hoca, nicht die Rede war. Sein inneres tobte und er hatte seinen Stock in der Hand fest umgriffen. Die Kinder warnten mich, er würde mich gleich verhauen. Doch selbst diese Warnung zog ich ins lächerliche. Er zwang sich ein lächeln auf, um gespielt mit zu lachen.
Er war sich zwar der Erlaubnis bewusst, jedes Kind dessen Eltern sie zum Unterricht schickten, bei so einem Verhalten zu verhauen. Aber ich wurde nicht geschickt und ich war noch ein Kind. Zum Glück leben wir in Deutschland, denn in der Türkei hätte ich mich wohl noch exact an das Datum erinnert.

Türe Nr. 2

Meine Mutter und mein Vater, kamen mit allen unseren Nachbarn aus. Mit vielen, hat meine Mutter noch heute engen Kontakt.
Eine Familie mit 2 Söhnen sind noch immer sehr gern gesehene Menschen in unserem Leben. Jedoch ist ihre Geschichte auch sehr tragisch, denn der Vater war Alkoholiker und schlug seine liebevolle Frau mit diversen Gegenständen mehrmals täglich. Die Jungen mussten das mit ansehen und hatte der dürre Vater noch Kraft, waren sie als nächste dran. Meine Mutter versuchte mir die Leidensschreie und nicht zu Ohren kommen zu lassen, was nicht immer klappte.
Als mein Vater da war, konnte er ihn aus der Situation holen. Danach oder am nächsten Morgen fing es wieder an.
Ich bin sehr froh, dass sie sich von ihm trennen konnte, auch wenn das viele Jahre dauerte.
Sie sind wirklich sehr gute Menschen. Ich bezeichne die Jungs als meine Brüder und würde ihnen nach Möglichkeit liebend gerne helfen denn ich liebe sie und sie haben es verdient!

Türe Nr. 3

Also es gibt hinter diesen Türen nur ein Zimmerwohnungen und hinter dieser Tür lebten 3 Kinder mit ihren Eltern. Die Familie hatte jeden Tag besuch von ihren Cousins, Geschwistern und Eltern/Großeltern.
Es sind Zigeuner die Tag und Nacht musizierten. Es spielt auch keine Rolle ob sie im Rhythmus mit der Zunge schnalzen, mit den Fingern auf einen hohlen Gegenstand klopfen oder mit ihnen schnipsen. Sie tanzen jede Minute zu Bauchtanzmusik wie Profis. Es war ein Konzert, es war herrlich! Ich konnte sehr viel durch Beobachtung lernen. Sie haben nicht gern zugegeben, dass sie Zigeuner waren. Leider ist es mir im jungem Alter rausgerutscht, was ich sehr bedauere. Ich liebe sie wie sie sind! Ich hoffe mir kann verziehen werden.

KAPITEL 2

Dad and Mäms

Mein Vater war zu seiner Zeit ein unglaublich gutaussehender Mann.
Wenn ich mir heute türkische Soaps ansehe, spielt die männliche Hauptrolle jemand der ihn sehr ähnlich sieht und in den jede verliebt ist. Wenn ich alle Männer, die mir in meinem Leben begegnet sind nehme und mit meinem Vater vergleiche, trauen sich nur Lügner die Zone zu überschreiten. Denn ein richtiger Mann in seiner Mut und seiner Ehrlichkeit, ist nur mein Vater.
Ich erlebte meinen Vater in sehr berührenden Geschichten.
Mein Großvater, war in meiner Heimat der Türkei, ein angesehener Polizeibeamter. Ein Mann mir Ehre und Herz.
Als er verstorben ist brach für meinen Vater eine Welt zusammen. Er hat von diesem Tag an den Glauben zu Gott verloren und somit auch an alles andere. Ich liebe meinen Vater, meinen Vater der mich und meine Mutter für alles Mögliche verlassen hat und es macht mich fertig so etwas zu schreiben und an so etwas zu denken.
Meine Familie erzählt mir, mein Vater säße des Öfteren im Gefängnis im türkischen, dort wo sie ihm seine Zähne ausgeschlagen haben. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass er den korrupten Beamten zu Recht keine Beachtung und den erzwungenen Respekt schenkt, sie provoziert bis er nicht mehr in der Lage dazu ist.
Er hat ein Bild von einem richtigen Mann, einem aufrichtigem Polizisten wie er sein muss vor seinen Augen, durch meinen ehrenvollen Großvater. Wenn ich ihn besuche ist er mit seinen Sprüchen der prägendste, weil er immer bei der Wahrheit bleibt. Ich bete jeden Abend für ihn, er soll Reichtum bekommen! Damit er sich Sprüche wie „wenn ich heute ohne Geld ausgekommen bin – werde ich es morgen auch“ sparen kann. Er arbeitet als Journalist in Istanbul bei einer Zeitung, welche ihn nicht verdient. Denn, ich als Türkin in Deutschland weiß: mache keine Geschäfte mit Türken. In der Türkei wird sich das derartig abspielen.
Meine Eltern haben sich getrennt als ich 4 Jahre alt war. Ich habe also sehr lange mit meiner Mutter alleine gelebt.
Sie war noch sehr jung und baute sich alles aus eigener Kraft ohne Hilfe auf. Arbeitete 30 Jahre in einer Firma welche vor kurzem in Insolvenz ging von sechs Uhr bis um vierzehn Uhr.
Meine Mutter hatte 5 weitere Geschwister, sie lebten in Hessen. Zwei –meine Onkel- sind Stiefgeschwister. Als mein Opa meine Mutter verheiraten wollte, mit einem für sie ausgesuchtem Mann, hat sie ihre sieben Sachen gepackt und ist zu ihrer Schwester gelaufen. Hier hat sie einige Wochen gelebt. Mein Vater war ein Freund des Mannes meiner Tante. Mein Vater war auch damals Journalist und sollte aus beruflichen Gründen nach Bayern. Er wollte meiner Mutter helfen und nahm sie mit. Sie waren viele Jahre ein wunderschönes Paar.
Der Vater meiner Mutter, ignoriert sie von dem Tag an obwohl sie sein meist geliebtes Kind war. Es wird kein Wort mehr von oder miteinander gesprochen.
Ich wünsche mir nichts mehr, als meiner Mutter ein glückliches Leben zu schenken. Ihr erscheine ich sicherlich als undankbares Kind.
Ich schäme mich zuzugeben, dass ich die richtigen Worte für sie, vor ihr nicht aussprechen kann.
Ich liebe meine Mama, sie ist der unglaublichste Mensch für mich, eine Superheldin, die schönste, die stärkste!
Als ich 14 Jahre alt war, zehn einsame Jahre später, hat sie sich erneut getraut. Bei meinem Stiefvater müsste ich mich für mein unmöglichen Benehmen entschuldigen. Ich war einfach ekelhaft doch er ist immer ruhig geblieben. Bewundernswert. Durch die Ehe entstand mein Bruder.

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